Seit jeher fürchten wir Menschen uns vor Blitz und Donner: Die Griechen glaubten, dass sich durch ein Gewitter der Zorn Zeus entlade. Und bei den Germanen schlug Thor mit seinem Hammer zu. Die Angst ist nicht unbegründet: Auch wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, werden in Deutschland jährlich etwa 200 Menschen vom Blitz getroffen, wovon etwa 7 Blitzschläge tödlich verlaufen (Quelle: Tagesschau 2023). Wir geben Tipps für das richtige Verhalten bei einem Gewitter.
Naturereignisse
Gewitter: So verhalten Sie sich richtig
„Die Deutschen wissen in der Regel, wie sie sich bei Gewitter verhalten müssen“, sagt Thomas Raphael, Blitzschutzexperte des VDE. Allerdings habe das in den vergangenen Jahren nachgelassen, „die Leute sind leichtsinniger geworden“, meint Raphael. „Dabei gibt es dafür keinen Grund. Gewitter sind und bleiben gefährlich“, deshalb sollte jeder die wichtigsten Fakten kennen und daraus resultierende Regeln beachten.
Der Blitzinformationsdienst von Siemens (BLIDS) nutzt rund 160 verbundene Messstationen in Europa und betreut das Messnetz in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Polen, Benelux, Tschechien, der Slowakei und Ungarn.
Aus diesen Messdaten kann der BLIDS genaue Statistiken erstellen: Zum Beispiel erfahren wir, welche Stadt die Blitzhauptstadt Deutschlands im vergangenen Jahr war.
Blitzeinschläge in Deutschland 2014 bis 2023. Quelle: Siemens Blitzatlas.
Blitzeinschläge in Deutschland 2014 bis 2023. Quelle: Siemens Blitzatlas.
„Bei einem Gewitter sollte man sich nicht draußen aufhalten“, sagt Raphael. Die am besten geschützten Bereiche sind Autos und Gebäude mit Blitzableitern. An Autos fließt der Blitzstrom dank der Metallkarosserie außen ab.
Sind weder Fahrzeug noch Haus erreichbar, ist es ratsam, sich neben höher liegende Punkte wie einer Hochspannungsleitung oder neben einen Metallmast (etwa eine Straßenlaterne) zu stellen. Dabei sollten jeweils etwa drei Meter Sicherheitsabstand gehalten werden, um den Überschlag des Blitzes auf den Körper zu verhindern. Die Schutzsuchenden müssen außerdem ihre Füße zusammenstellen, sodass diese sich berühren. So verhindern sie im Falle eines Blitzeinschlags, dass die sogenannte Schrittspannung entsteht, die durch den Blitzstrom im Boden hervorgerufen wird und zu schlimmen Verletzungen oder gar zum Tod führen kann. Diese Gefahr besteht nicht, wenn der Körper den Boden nur an einer Stelle berührt.
Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen – das besagt eine alte Volksweisheit. Aber stimmt sie auch? „Nein, überhaupt nicht“, sagt Blitzschutzexperte Thomas Raphael. „Das genaue Gegenteil ist der Fall. Sich unter Bäumen aufzuhalten ist besonders gefährlich, da häufig ein Blitz vom Baum auf einen nahen Menschen überspringt.“ Bei einem Gewitter geht es darum, dem Blitz wenig Angriffsfläche zu bieten. Das funktioniert am besten auf niedrig gelegenen Flächen. Blitzschutzexperte Raphael erklärt, worauf es sonst noch ankommt.
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Die Entfernung des Gewitters berechnen und Schutz suchen
Hören Sie nur Donner, sehen aber noch keine Blitze, ist das Gewitter noch maximal zehn Kilometer entfernt. Das ist der richtige Zeitpunkt, um Schutz in einem Auto oder einem Gebäude mit Blitzschutzsystem zu suchen.
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Füße zusammenstellen
Ist beides nicht verfügbar, sollten Sie sich in einem Abstand von etwa drei Metern neben einem Gebäude oder einem Laternenpfahl aufhalten und die Füße zusammenstellen.
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Nach Blitzeinschlag nicht wegrennen
Falls Sie sich in unmittelbarer Nähe eines Blitzeinschlags befinden sollten, rennen Sie auf keinen Fall weg. Denn von der Einschlagstelle aus breitet sich die Spannung kreisförmig aus. Wenn Sie davonlaufen, besteht die Gefahr der Schrittspannung. Während eines Schrittes stehen die Füße auseinander und es besteht ein Spannungsunterschied: Der Strom kann durch den Körper fließen.
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Verhalten auf freier Fläche
Auf freier Fläche sollten Sie eine niedriger gelegene Fläche aufsuchen, die Beine zusammenstellen und in die Hocke gehen. Bei Gruppen sollten sich die Mitglieder weit verteilen, damit sie nicht als kompakte Erhebung wirken.
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Verhalten in den Bergen
Vorsicht in den Bergen: Über Fels kann sich der Blitzstrom kilometerweit ausbreiten. Beachten Sie vorab unbedingt den Wetterbericht und behalten Sie die Wolkenentwicklung im Auge.
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Finger weg von Metall
In jedem Fall gilt: Weg mit Metall! Nur weil Sie ein Handy, Fahrrad oder Wanderstock in der Hand halten, ist die Wahrscheinlichkeit nicht höher, dass Sie vom Blitz getroffen werden. Trifft der Blitz aber, dann leitet Metall besonders gut.
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Im Altbau: Bei Gewitter besser nicht duschen
Es ist tatsächlich so, dass in Altbauten das Duschen während eines Gewitters riskant sein kann. Der Grund dafür sind die Wasserleitungen, die häufig aus Metall bestehen und in alten Gebäuden nicht geerdet sind. Sie können die Wasserleitungen von einem Fachmann nachrüsten lassen.
Die größte Gefahr für Menschen stellt der direkte Blitzeinschlag dar. Dabei steigt die elektrische Spannung im Körper auf mehrere Hunderttausend Volt (zum Vergleich: Die elektrischen Geräte im Haushalt funktionieren mit 230 Volt).
Der Blitzstrom fließt dabei häufig nicht durch den menschlichen Körper, sondern über die Haut Richtung Erde. Der Strom wirkt auf Muskeln, Nerven und das Herz, was zu Rhythmusstörungen oder gar zum Herzstillstand führen kann.
Überlebt das Blitzopfer, kann es zu Schädigungen des Gehirns kommen. Oft hat ein Blitzeinschlag chronische Krankheiten wie etwa Bluthochdruck zur Folge.
Zuletzt aktualisiert: Mai 2024
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